Eine 80er-Jahre-Karriere I – Happy Computer. Teil 1 von 3

Eine 80er-Jahre-Karriere I – Happy Computer. Teil 1 von 3

 

David Braben. Chris Hülsbeck. Jon Hare. Die Superstars der heutigen Retro-Szene haben ihre Karrieren als Gamedeveloper Mitte der 80er-Jahre begonnen. Genau wie ich. Mein Name ist Richard Löwenstein. Meine Spiele waren nie in den Charts, sondern eher in der Ramschkiste. Nunja. Es muss Fußvolk geben, damit Könige verehrt werden können. 

 
Der TI 99 / 4A. Erstes Programm: Bunte Quadrate
flitzen unkontrolliert über den Bildschirm. Ich war
fasziniert, meine Eltern haben den Kopf geschüttelt.



Ich hab´s nicht nicht mehr so ganz genau im Kopf. Es dürfte im Sommer 1983 gewesen sein, als mein erster Heimcomputer den Weg zu mir fand. Ein Texas Instruments TI-99/4A. Den haben mir meine Eltern geschenkt, weil “…der hat 16 Bit. Das ist wenigstens was Vernünftiges. Nicht so eine Bastellösung” sagt mein Herr Papa. Bastellösung, damit war der Sinclair ZX-81 gemeint. Den hatte ich eigentlich als Wunschmaschine geäußert. Keineswegs, weil ich den besser fand. Sondern weil er billig war und ich niemals auf einen “echten” Heimcomputer zu hoffen gewagt hatte.

Jetzt also ein TI, ein richtiger Heimcomputer mit Farbgrafik und Schreibmaschinen-Tastatur, statt Schwarzweiß-Bild und Tastenfolie. Klasse. Mit dabei im Paket: ein Software-Modul namens “TI Extended Basic”. Meine erste Programmiersprache. Das 226 Seiten starke Handbuch liest sich beim ersten Aufschlagen wie das Codebuch eines Verschlüsselungs-Experten. Randomize, Callchar, Gosub. wie bitte? Aber als 13-jähriger ist man lernfähig. Binnen eines Tages lernt mein erstes kleines Programm laufen. Zwei Dutzende bunte Quadrate – “Sprites” – flitzen kreuz und quer über den Bildschirm. Der Anfang ist gemacht. So beginnt meine kleine Karriere als Spiel-Entwickler in den 80er-Jahren. 

 
Zaxxon auf dem C64. Bunt und geschmeidig. Von
meinem unfehlbaren Lieblingshersteller Synapse.
(Quelle: Mobygames)  

Ein Jahr später musste der TI weichen und ein Commodore 64 her. Ich hatte ihn im Quelle-Kaufhaus in der Münchner Kaufingerstraße erlebt. Es lief ein Ballerspiel namens “Zaxxon”, und ich dachte nur: wow. Was für Augenöffner! Was für Bilder! Diese Details, geschmeidiges Scrolling, spontane Reaktion auf das was ich Joystick tue. In dieser Qualität  nur machbar auf dem Commodore 64, in der schnellsten aller Programmiersprachen: Maschine bzw. Assembler. Jeff Minter, Steve Hales, Archer Maclean, das waren meine Idole. Einen Knaller programmieren, hektisch wie “Revenge of the Mutant Camels” und spannend wie “Fort Apocalypse”, das wollte ich auch können.

Fort Apocalypse auf dem C64: Hat mir 
Nervenflattern beigebracht, immer wenn 
sich der blaue Helikopter mitbedrohlichem 
“Schrappschrapp” angekündigt hat.
(Quelle: Mobygames)



Ich vergrabe mich über ein Jahr lang in meinem Zimmer. Viel Zeit für Schule oder Freunde bleibt nicht. Vertiefe mich stattdessen in das “Assembler Trainingsbuch” und andere Werke aus dem Data-Becker-Verlag. Der Lernprozess war damals ein anderer als heute. Wenn ein Programm mit “Syntax Error” den Dienst quittierte, konnte man mangels Internet nicht eben mal schnell eine Problemlösung ergoogeln. Die besten aktuellen Informationen waren in Fachzeitschriften zu finden. Ohne Usegroups oder gar Facebook ist die Vernetzung mit Gleichgesinnten bei weitem nicht so ausgeprägt wie heute. Der Typus des “einsamen Garagen-Programmierers”, es gab ihn wirklich. Ich war einer von ihnen. 


Soviel für diesmal, Teil Zwei folgt in Kürze. Darin dann: Das erste Listing und die ersten 2000 Mark. Wer solange nicht warten mag, rennt zum Kiosk und holt sich die neue Ausgabe des Retro Magazin. Inklusive dem kompletten Text. Ganz oldschool auf Papier.  

 

Die Textreihe “Eine 80er-Jahre Karriere” besteht aus drei Kapiteln, die in aufeinanderfolgenden Ausgaben des Retro Magazin veröffentlicht werden. Für meinen Blog hab ich Kapitel Eins in drei Unterkapitel gesplittet. Die Termine – Teil Eins: 20. März 2012, Teil Zwei: 23. März 2012, Teil 3: 27. März 2012.  
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2012-03-20T16:00:00+01:00

Über mich

Spieleschreiber, das sind im Wesentlichen ich – Richard Löwenstein – und freie Kollegen, mit denen ich auftragsbezogen zusammenarbeite. Ich bewege mich seit 1984 in der Software-, Games- und Medienindustrie. Das Wort Spieleschreiber (“gamesauthor”) bezieht sich auf  die Tatsache, dass ich über Computerspiele schreibe und sie außerdem entwickle und produziere

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