Risen 2: Palmen, Planken und Piraten

Risen 2: Palmen, Planken und Piraten



Der namenlose Held dieses Rollenspiels ist ein Säufer. Und seine Schöpfer sind ganz schön mutig. Piranha Bytes aus Essen kennt man seit Zeiten eines “Gothic” für monumentale Fantasy-Abenteuer voller Schwertergeklirr und Drachenzauber. “Risen 2” setzt andere Akzente. Wendet sich ab vom vertrautem Fantasy-Szenario, macht stattdessen auf Palmen, Planken und Piratenexotik. Dabei verknüpft “Risen 2” seine neu ausgerichtete Rahmenhandlung aber derart geschickt mit vertrauten Facetten, dass Kenner sich wohl fühlen. Und neu hinzukommende Abenteurer vermutlich auch. Sofern sie PC, Playstation 3 oder Xbox 360 ihr eigen nennen.

Zu Spielbeginn ertränkt der Held sein Elend in Rum und Grog. Vermutlich, weil er eine wirklich abgrundtief hässliche Augenklappe tragen muss.  Ich mag die Blende nicht, ich mag ihr Design nicht. Der Held fühlt sich bestimmt auch mies damit. Zumal er sie tragen muss als Mal seines Versagens. All sein Einsatz scheint vergeblich gewesen zu sein. Er hat sich im “Risen” mit den Titanen angelegt. Doch die mächtigen Kreaturen terrorisieren die Menschen mehr denn je, beherrschen jetzt sogar die Meere. Angeblich hat nun aber ein Piratenkapitän eine Waffe gegen die Bedrohung an Land gezogen: einen magischen Anti-Titanen-Speer. Also bricht unser Held auf, die Reise beginnt. 

Das Abenteuer führt durch den Kontinent  Caldera und einer Handvoll angegliederter Inseln. Viel reden, viel kämpfen, die Handlungsfreiheit genießen – das alles erinnert mich stark an “Gothic”, das erste Rollenspiel aus dem Hause Piranha Bytes. Sieht nur viel besser, und ist durchsetzt mit liebenswerten Details und durchdachten Finessen. Finde zum Beispiel die “Dialekte” putzig. Der Singsang aus Englisch, Deutsch und Brabbelsprache macht die Gespräche mit dem Volk der Gnomen Pfiff zum Brüller. Das sind so die kleinen Finessen. Und wenn sich der gewaltige Feuer-Titan Mara in den Weg stellt, presst´s mir ordentlich Adrenalin ins Blut. Die Szenen sind eindrucksvoll in Szene gesetzt, und mit Videos davor und danach unterfüttert. Schon allein aufgrund des beachtlichen Schwierigkeitsgrades setzt jeder Sieg ein tiefes Gefühl der Befriedigung frei. Schöne Krönung eines rundum gelungenen Rollenspiels.


Was ich mag
Die Kulissen sehen deutlich attraktiver aus als in Teil Eins, und gewinnen durch gelungene Wechsel von Wetter und Tageszeiten zusätzlich an Reiz. Die Kämpfe fühlen sich angenehm flott an. 

Und was weniger
Schade, dass die deutschen Sprecher manchmal etwas unmotiviert zu Werke gehen. Zudem geht einige Male die Synchronität zwischen Lippen und Text verloren; die Schauspielkunst der Figuren erinnert stellenweise an die eines Kehrbesen. Das kostet Stimmungspunkte. 

Fazit
Ein Koloss von einem Rollenspiel. Dürfte mit knapp 40 bis 50 Stunden Spielzeit etliche Abende und Wochenenden füllen. Schön an “Risen 2” finde ich, das es sich trotz des neuen Piraten-Anstrichs vertraut anfühlt. Begegnungen mit Stahlbart, Patty und anderen bekannten Figuren wecken angenehme Erinnerungen; viele bewährte Spielmechaniken aus “Risen” und “Gothic” bleiben erhalten; gleichzeitig steckt viel Neues und Entdeckenswertes in “Risen 2” drin. Gute Mischung.

Vielen Dank an Sabine Schischka für die Zusammenarbeit an diesem Text. Die Langfassung mit schicken Bildern und Infos zu Charakterentwicklung, Kampfsystem und Dialogmechanik gibt´s auf T-Online

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2012-04-26T11:15:00+02:00

Über mich

Spieleschreiber, das sind im Wesentlichen ich – Richard Löwenstein – und freie Kollegen, mit denen ich auftragsbezogen zusammenarbeite. Ich bewege mich seit 1984 in der Software-, Games- und Medienindustrie. Das Wort Spieleschreiber (“gamesauthor”) bezieht sich auf  die Tatsache, dass ich über Computerspiele schreibe und sie außerdem entwickle und produziere

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