U2 und Songs of Innocence oder: Wie dem Gaul das Genick brach…

U2 und Songs of Innocence oder: Wie dem Gaul das Genick brach…

Die Community kann grausam sein. Schaut dem geschenkten Gaul nicht ins Maul, sondern bricht ihm das Genick.

Also ich spreche von U2 und deren neuem Album Songs of Innocence. Große Überraschung letztens, als Apple und U2 gemeinsam bekanntgeben, dass sie ihr neues Werk ab sofort verschenken – bedingungslos und einfach so via iTunes. Was lese ich dazu in Facebooks Zeitleiste : Jubel, Dankbarkeit oder wenigstens ´ne Plattenkritik? Nein, stattdessen Gemecker und unleidliche Kommentare: Die Band habe sich an Apple verkauft, Bono sei zur Kommerzhure verkommen, und tschüss U2 ihr seid für mich gestorben.

Scheint´s muss ein gewisser narzisstisch geprägter Teil der Web-Community jeden kleinen Vorstoß hinterfragen, kommentieren und letzten Endes negieren.  Statt andere runterzuziehen: Warum nicht mal die Klappe halten, im konkreten Fall Apple und U2 den Coup gönnen und Liebhaber die Musik genießen lassen?

An jene die sich darüber beklagen, dass iTunes die elf Songs automatisch und ungefragt auf die Festplatte runterlädt: Ja mei, dann hättet ihr eben nicht die automatischen Downloads aktivieren dürfen, die standardmäßig abgeschaltet sind. Zumindest bei mir. Ich habe die Funktion überhaupt erst gestern entdeckt. Nicht die Band drängt sich auf, sondern ihr kriegt den Hals nicht voll.

Na klar steckt Kalkül  hinter dem, was Apple und U2 da tun. So what. Soll sich das Management von U2 über die finanzielle Zuwendung durch Apple freuen, und Apple über die öffentliche Aufmerksamkeit und vermutlich einige hunderttausend neue iTunes-Kunden. Wen juckt´s? U2 ist schon lange keine politische Band mehr. Es geht Apple und U2 bei ihrem Coup (vermutlich) nicht um die Botschaft. Wobei, wer weiß. Vielleicht verspricht sich Bono tatsächlich einfach nur neue Zuhörer, vor allem jüngere. Was die Band denkt, da können wir alle doch sowieso nur rätseln. Es werden wohl zwiespältige Gefühle sein. Vielleicht hat man nicht mit so vielen negativen Kommentaren gerechnet. The Edge wird ein paar Riffs spielen und dann ist´s ihm hoffentlich wurst.

Bei mir läuft das Album gerade in Dauerrotation. Wie  bei jedem Album nach The Unforgettable Fire muss ich mich in Songs of Innocence reinhören und werde es wohl erst in zwei oder drei Tagen ins Herz schließen – dann für immer.

 

 

 

 

2014-09-12T10:01:03+02:00

Über mich

Spieleschreiber, das sind im Wesentlichen ich – Richard Löwenstein – und freie Kollegen, mit denen ich auftragsbezogen zusammenarbeite. Ich bewege mich seit 1984 in der Software-, Games- und Medienindustrie. Das Wort Spieleschreiber (“gamesauthor”) bezieht sich auf  die Tatsache, dass ich über Computerspiele schreibe und sie außerdem entwickle und produziere

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